Schneller, höher, weiter. Stopp. Manchmal ist weniger doch mehr und wenn es um unser Wohlbefinden geht, gibt es nichts Schöneres als das Mittelmaß. Ein Plädoyer für Wohlfühl-Sport.

Ich mache viel Sport, aber alles in Maßen und in meinem Tempo. Fragen mich Leute, wie lange bist du geschwommen, wieviele Kilometer bist du gejoggt oder welche Gipfel hast du mal schnell erklommen, muss ich immer etwas schmunzeln, denn ich mache Sport zum Wohlfühlen. Dass ich meist nur eine kurze Runde drehe, nicht steil, nicht anspruchsvoll aber mit sehr viel Genuss, das behalte ich dann oft lieber für mich.

Bewegung soll Spaß machen

Ich bin ein Bewegungsmensch. Ich genieße meine sportliche Betätigung, ich mache sie, weil sie mir Spaß macht und ich die Bewegung brauche. Und wenn das Ganze nicht wie eine riesige Herausforderung vor einem liegt, zu der man sich aufraffen muss oder man am nächsten Tag einen Mega-Muskelkater hat, dann hat man beim nächsten Mal doch wieder mehr Lust, loszugehen, zu schwimmen, zu joggen, zu nordicwalken, zu langlaufen.

Beim Yoga geht es mir ähnlich. Lange Zeit habe ich mich durch anstrengende Stunden geflowt, bis ich merkte: Ich fühle mich danach nicht mehr gut. Zu ausgepowert, zu wenig Energie. Hm. Es darf mich herausfordern, es darf mich aber nicht überfordern, mir meine Energie nehmen. Ich mache Yoga, um Kraft zu tanken, meinen Körper zu spüren, um bei mir anzukommen. Immer mehr genieße ich auch die sanften Varianten des Yoga. Ich genieße es, meinem Atem zu lauschen, mich in der Mediation zu entspannen.

Vermutlich hat das mit dem Alter zu tun. Paul Grilley, der Vater des Yin-Yogas, sagte vor Kurzem: „Unsere Yoga-Praxis sollte lebendig sein und sich an unsere Bedürfnisse anpassen, während wir durch die Jahreszeiten unseres Lebens gehen.“

Yin und Yang – auch in den Wechseljahren

In den Wechseljahren beginnt ein neuer Lebensabschnitt und immer wenn etwas Neues beginnt, ist es umso wichtiger, achtsam zu sein. Wir sollten auf das schauen, was wir gerade brauchen und genau das tun. In der Perimenopause, also der Zeit, bevor unsere Tage endgültig aufhören, brauchen wir vielleicht eine Yogastunde, die uns beruhigt und runterfährt, haben wir Hitzewallungen, wollen wir nicht noch mehr Hitze im Körper erzeugen oder wenn wir das Gefühl haben, nicht mehr zu wissen, wo uns der Kopf steht, dann sollten wir unseren Geist beruhigen.

In der Postmenopause darf es für viele auch mal wieder etwas fordernder werden in der Yogastunde. Oft kommen wir nicht mehr so gut in die Gänge, der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Verdauung kommt nicht mehr so richtig in Schwung, dann sollten wir die Energie und das Feuer in uns wieder anfachen.

Der Schlüssel ist, in uns hineinzuspüren und das zu tun, was uns gerade gut tut. Das ist nicht immer einfach, aber immer einen Versuch wert.